Schäden am Fachwerk des Fleiner Felsenhauses werden jetzt behoben
Flein Die Sanierung des Domizils des Fleiner Heimatvereins verschlingt 247.000 Euro. Feuchtigkeit hat Holz, Mauerwerk und Putz des kommunalen Gebäudes zugesetzt

Bericht von Sabine Friedrich, Heilbronner Stimme, 4. Juni 2020
Es sind keine kleineren Ausbesserungen, wie die Gemeinde zunächst gedacht hatte, das Felsenhaus in der Ilsfelder Straße hat größere Schäden.
Foto: Andreas Veigel

Es ist eines der wenigen historischen Gebäude in Flein. Und es kränkelt. Das Felsenhaus zu heilen, verschlingt eine Menge Geld: rund 247.000 Euro. Der Gemeinderat vergab jetzt den Auftrag für die Sanierung des Fachwerks an die Firma Jako Baudenkmalpflege aus Rot bei Biberach. Mitte Juni sollen die Arbeiten beginnen, wie Bernd Jäger, einer der Geschäftsführer des Unternehmens, auf Nachfrage der Heilbronner Stimme berichtet.
Seit Sommer 2019 ist das lädierte Fachwerk auf der Wetterseite des Felsenhauses in der Ilsfelder Straße mit einer blauen Plane geschützt. Seit der Zeit ist das Domizil des Heimatvereins aus Sicherheitsgründen gesperrt, die Statik ist gefährdet. "Der Zustand ist so, dass dringend etwas gemacht werden muss", gibt Jäger zur Auskunft. Seine Firma hat zu Jahresbeginn 2020 eine Bestandsaufnahme gemacht.
Gebäude wurde 1713 erstmals erwähnt
Das Ergebnis zeigt die Schadenskartierung. Mehrere Stelle sind rot, blau oder gelb eingefärbt. Rot steht für massiv geschädigte Bauteile, Blau für teilweise geschädigte und Gelb gar für fehlende. Zudem sind mehrere Kraftschlüsse nicht vorhanden. Jäger übersetzt: "Es gibt verschiedene Schäden am Holz, Mauerwerk, Putz und Naturstein." Diese seien nicht in den vergangenen fünf Jahren entstanden. Seinem Eindruck nach in den vergangenen 50 bis 100 Jahren. Man habe wohl immer wieder die Stellen überstrichen. "Aber jetzt ist es angebracht, konstruktiv etwas zu machen", so der Geschäftsführer weiter. 1713 ist das Gebäude erstmals im Archiv der Gemeinde erwähnt.
Teilweise müssen Holzbalken komplett ausgetauscht werden. Je nachdem, ob es sich um tragende oder nicht tragende Teile handelt, ist der Aufwand höher oder geringer. "Die Balken sind teilweise so schadhaft, dass sie nicht mehr tragfähig sind." Optisch seien sie zwar noch vorhanden, wenn man aber mit dem Hammer drauf klopfe, dann zerbrösele das Holz an den betroffenen Stellen.
Feuchtigkeit ist die Ursache
"Das ist ein normales Schadensbild, nichts Extremes", kann Jäger beruhigen. Feuchtigkeit dringe zwischen das Holz und das Mauerwerk. Dann falle zuerst der Putz ab, und das Holz sauge Nässe auf und faule. Im Erdgeschoss an der Straßenseite ist auch der Naturstein in Mitleidenschaft gezogen. Unter dem Zementanstrich sei es feucht.
"Wir sind extrem froh", sagt Horst Münzing, der neue Vorsitzende des Heimatvereins Flein, dass die Sanierung angegangen wird - und zwar professionell. Dass die Gemeinde, die seit 1993 im Besitz des Hauses ist, tätig wird, sieht er als Wertschätzung gegenüber dem Heimatverein. "Die Gemeinde steht immer parat, unterstützt uns nach besten Kräften", fügt Münzing hinzu.
Am kommenden Montag treffen sich Mitglieder des Heimatvereins mit der beauftragten Spezialfirma. Dabei wird besprochen, welche Räume im Inneren ausgeräumt werden müssen und wie der Verein den Baufortschritt an der Fassade des Felsenhauses, das nicht unter Denkmalschutz steht, unterstützen kann, gibt Münzing weiter zur Auskunft. Noch im Sommer sollen die Arbeiten beendet sein.


Die Sanierung des Felsenhauses in Flein gleicht einer Operation am offenen Herzen

Flein - Das Holztragwerk am historischen Gebäude hat quasi keine Last mehr übernommen. Ende August soll die aufwendige Sanierung beendet sein.



Bericht von Sabine Friedrich, Heilbronner Stimme, 20. Juli 2020

Die Rekonstruktion des Fachwerks ist in vollem Gange. An der Wetterseite des Felsenhauses in der Ilsfelder Straße müssen viele Holzteile ausgewechselt werden, teilweise werden Prothesen eingesetzt.

Fotos: Sabine Friedrich


Es gleicht einer Operation am offenen Herzen, was derzeit am Felsenhaus in Flein geschieht. An der Giebelseite klafft eine riesige Wunde. Die Gefache sind ausgebrochen, das alte Fachwerk, Herzstück des historischen Gebäudes, wird größtenteils ausgewechselt. Seit rund vier Woche sind die Handwerker dabei, die vielen Schäden zu beseitigen.

"Die Balken haben nichts mehr getragen. Das Holztragwerk hat keine Last mehr übernommen", beschreibt Zimmerer Julian Nock den Zustand des Fachwerks. Nur Putz und Steine hätten das Haus, das 1713 erstmals im Archiv der Gemeinde erwähnt ist, zusammengehalten, lautet das Urteil des Capos.

"Die Giebelseite ist schon massiv geschädigt", bestätigt Bauleiter Benedikt Borner von der Firma Jako Baudenkmalpflege aus Rot an der Rot. In der Schadenskartierung ist ein Großteil der Balken rot markiert, was massiv geschädigte Bauteile bedeutet. Dazu kommen zwei weitere Abstufungen in Gelb und Blau.


Mehr Schein als Sein

Mit Zapfen werden die neuen Bauteile zusammengesteckt.


Einiges ist mehr Schein als Sein. Von außen sehe das Gebäude gar nicht so schlecht aus, wenn man aber genauer hinschaue, dann erkenne man, dass Bretter auf die alten Balken aufgenagelt worden seien. Ohne große Wirkung. "Das stabilisiert nicht", weiß Zimmerer Nock. Zudem habe das dem Holz darunter nicht gut getan. Denn Nägel seien meist Angriffspunkte, an denen Wasser eindringen könne.

Der junge Handwerker holt einen der maroden Balken, der teils zerbröselt und von Holzschädlingen zerfressen ist. "Man hat einfach nur Beton reinlaufen lassen", weist er auf die Spuren eines Restaurierungsversuchs hin. "Oft hat man früher gepfuscht", lautet Nocks Kommentar. Das kann der Handwerker an der Westseite zur Ilsfelder Straße hin untermauern. In dem Gefache, auf dem die Hausnummer elf steht, sei im linken Eckpfosten "nichts drin. Er ist nur aufgemalt", stellt er kopfschüttelnd fest.


Das Gebäude wird behutsam saniert

Julian Nock zeigt einen der maroden, bröselnden Balken.


"Das Gebäude ist nicht denkmalgeschützt, aber wir behandeln es als Denkmal", macht Zimmermeister Borner deutlich, wie behutsam die Sanierung erfolgt. Es werde nur ausgetauscht, was unbedingt notwendig ist. Was an alter Substanz für die Gefache auf der Wetterseite noch taugt, werde wieder ausgemörtelt, dann mit einem Kalkputz und schließlich einem Anstrich aus Silikonfarbe versehen, die atmungsaktiv ist. "Sonst schwitzt das Gebäude wieder." Vom Haus ist er sehr angetan, es sei ein wunderschönes Gebäude. Dass es um den Nagelfluhfelsen errichtet worden ist, beeindruckt den Zimmermeister.

Zwei Zimmerleute, ein Stukkateur und drei Bauhelfer haben es mit einer engen Baustelle an der vielbefahrenen Ortsdurchfahrt zu tun. "Es ist schon alles relativ eng und laut", meint Nock. Für einen Kran reicht der Platz nicht, so dass die Ersatzbalken mit einem Gerüstaufzug in die Stockwerke gehievt werden.

Der Eckpfosten gibt nur vor, einer zu sein. Er ist aufgemalt.


Von unten nach oben wird das Fachwerk rekonstruiert. Die Holzteile werden mit Zapfen zusammengesteckt. Da muss millimetergenau zurechtgesägt werden. Im ersten Obergeschoss sind Pfosten, Riegel, Rähm und Schwellen aus Fichte bereits gesetzt, nur die Streben fehlen noch. In drei bis vier Wochen, so schätzt Borner, können die Zimmerleute von den Maurern abgelöst werden, so dass bis Ende August die Sanierung, die auch Steinmetzarbeiten umfasst, fertig sein sollte. Dann kann der Heimatverein sein Domizil im Ortskern wieder einräumen.

Die Sanierung verschlingt viel Geld.

Im Sommer vergangenen Jahres hat die Gemeinde Flein das Felsenhaus in der Ilsfelder Straße aus Sicherheitsgründen gesperrt. Die Statik des Domizil des Heimatvereins war nicht mehr gewährleistet. Die Schadenskartierung der Firma Jako hat ergeben, dass eine aufwendige Sanierung notwendig ist. Und die verschlingt viel Geld. Im Juni hat der Gemeinderat den Auftrag über rund 247.000 Euro an die auf Baudenkmalpflege spezialisierte Firma vergeben.

Im Felsenhaus hat der Heimatverein seine Sammlung an haus- und landwirtschaftlichen Gerätschaften untergebracht.


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