Der Leberbrunnen bei Flein



Titel des Buchs von Dr. Eysenmenger über den Leberbrunnen, 1632
"Historische Beschreibung/welcher gestalt der Leb erbronnen/ nahe hinder dem Dorff Flein/ in deß Heyligen Reichs Statt Heylbronn Territorio gelegen/ in Gebrauch kommen/was in seiner Proba vor nieralia befunden.."



Der Heilbronner Stadtarzt Johann Christoph Eysenmenger schrieb 1632 ein Buch über den Fleiner Leberbrunnen und rühmte seine Heilkraft. Der Rat der Stadt Heilbronn plante daraufhin die Errichtung eines Badehauses; der Krieg verhinderte jedoch die Ausführung. 
Zwei Jahre nach Erscheinen des Buchs verließen die Fleiner ihr Dorf, um hinter den Mauern der Stadt Heilbronn Schutz zu suchen.

Die Heilkraft des Fleiner Leberbrunnens

Doktor Eysenmenger zählt in seinem Buch elf Fälle auf, in denen es bis zum Jahr 1629 nachweislich zu Heilungen durch das Leberbrunnenwasser gekommen war, und zwar teilweise durch Bäder in heißem oder kaltem Wasser, teilweise aber auch durch Trinkkuren. 

In den meisten Fällen wurde das Wasser äußerlich angewendet; Krankheitsbilder waren offene Stellen an den Schenkeln, Warzen, Entzündungen und ähnliches. Eysenmenger zählt insgesamt fast 30 Krankheitsbilder auf, in denen das Leberbrunnenwasser Heilung versprechen könnte, von Beschwerden der inneren Organe – Magen, Leber, Milz, Nieren, darunter etwa Durchfall, Gelbsucht, Verstopfung etc. – über Kreislaufschwäche und Krämpfe hin zu Lungenkrankheiten.

Flein und Heilbronn im Dreißigjährigen Krieg

Nach der Schlacht bei Wimpfen 1622 verwüsteten die Soldaten des katholischen Heers unter dem Feldherrn Tilly die Gegend um Heilbronn. Auch Flein war betroffen: „Krieg und Räuberey von dem Bayerischen und Würzburgischen volck“ heißt es im Kirchenbuch.

Drei Jahre später gab es den ersten Pesttoten in Flein; 1626 starben 164 Fleiner an der Seuche, die sich im Gefolge des  Kriegs ausbreitete. 1631 nahm das Schwedische Heer Heilbronn und seine Dörfer in Besitz. Wenig später wurde die Stadt vom Heer des Kaisers zurückerobert. Seit Dezember 1634 lebte ein großer Teil der Fleiner in der Stadt. Erst 1648 kehrten die Bewohner dauerhaft nach Flein zurück.

Der Leberbrunnen vor 1906 auf einer Zeichnung von Paul Fähnle.
Flein wird selbständig

Das Dorf Flein gehörte bis 1803 zur Reichsstadt Heilbronn. In dieser Zeit gab es immer wieder Versuche, für die Badegäste ein „Kurhaus“ am Leberbrunnen zu errichten. Ein erstes Badegebäude aus Holz war  Mitte des 17. Jahrhunderts zerfallen.

Wie Johann Christoph Eysenmenger waren auch einige seiner Nachfolger überzeugt von der Heilkraft des Brunnens. Dennoch kam  es nicht zum gewünschten Ausbau der Badeanlagen. 

Nach 1800 wurde der Fleiner Leberbrunnen in einigen Reiseführern noch erwähnt, geriet jedoch zunehmend in Vergessenheit:
„Eß behelt aber billich die erste Stell der in dem Thal bey Flein entspringende heilsame Leber Brunnen.“
 
Der Heilbronner Stadtarzt Johann Matthäus Faber; um 1680
Vom Jahre 1633 an begaben sich manche Badgäste während der Curzeit zu den Einwohnern des Dorfes Flein in Kost und Wohnung.

Der Heilbronner Stadtarzt Friedrich August Weber; 1793
„Bey dem Dorfe Flein quillt der Leberbrunnen, der wegen seiner Heilkräfte zum Baden und Trinken sonst stark gebraucht wurde.“
Heinrich August Ottokar Reichard: Der Passagier auf der Reise in Deutschland, in der Schweiz, zu Paris und Petersburg; 1811

Die Inschrift am Fleiner Leberbrunnen im Frühjahr 2018
Die Inschrift am Fleiner Leberbrunnen im Frühjahr 2018
Fleiner Bürgerstiftung und Heimatverein Flein: 
Das Projekt „Leberbrunnen“

Schon vor 300 Jahren war der Leberbrunnen im Osten der Fleiner Gemarkung bekannt: Der Heilbronner Stadtarzt Johann Christoph Eysenmenger veröffentlichte 1632 eine ausführliche Beschreibung des Brunnens. 
Er berichtete auch über die Heilerfolge durch Trinken des Wassers und durch Bäder. 
Da das Dorf Flein im Besitz der Stadt Heilbronn war, ließ der Rat der Stadt sogar ein hölzernes Badegebäude errichten. Doch die Ereignisse des 30jährigen Kriegs verhinderten den Aufstieg Fleins zum Kurort.

Mehr als 100 Jahre später wurde der Brunnen im Auftrag der Stadt Heilbronn neu gefasst; der damalige Stadtarzt Friedrich August Weber beurteilte die Heilkraft des Wassers jedoch negativ und riet vom Ausbau der Brunnenanlage ab. 

In den folgenden Jahrzehnten verblasste die Erinnerung an die Heilkraft des Brunnens; er blieb in Flein als „Kindlesbrunnen“ in Erinnerung, bis Paul Fähnle in seiner Ortsgeschichte die Vergangenheit des Leberbrunnens wieder aufleben ließ. 

2018 haben die Fleiner Bürgerstiftung und der Heimatverein Flein nach längerer Vorbereitung den Leberbrunnen ins Bewusstsein der Fleiner zurückgebracht – durch Vorträge und Führungen, durch Spenden für die Restaurierung des Brunnens und durch die Errichtung einer Informationsplattform am Brunnen, um seine besondere Geschichte zu würdigen.


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